Öffentliche Privacy.
Überall Statements.
Auf Bechern, Bäuchen, Bannern.
Überall Köpfe.
Man nennt das Haltung.
Oder Präsenz. Oder Awareness.
Angelika nennt es: Glanzfolie auf Pappkarton.
Sie hat sich darum wieder hingesetzt.
Einen Hammer genommen.
Einen Nagel.
Einen Text geschrieben.
Splittertext.
Der tut ein bisschen weh.
Und das ist auch gut so.
Statementkultur
Ein Splittertext über Form, Forderung und das Verschwinden von Verbindung.
Mach Nägel mit Köpfen, sagte man einmal.
Heute wirft man Köpfe an die Wand.
Sie klatschen, glänzen, rollen weg –
und niemand fragt mehr,
was sie halten sollten.
Der Satz von damals war klar:
Nicht nur Pläne. Nicht nur Behauptungen.
Sondern: Umsetzen. Festmachen. Einen Gedanken nageln.
Etwas verbinden. Etwas tragen. Etwas durch-
-dringen.
Heute hingegen: Köpfe. Überall.
Ohne Schaft, ohne Ziel, ohne Wand dahinter.
Haltungen ohne Haltung. Köpfe in der Zeit der kopflosen Köpfe.
Alles hat Form. Wenig hat Funktion.
Alles ist Auftreten. Nichts ist Auftritt.
Es hämmert noch.
Donnernde Statements.
Und nichts trägt.
Und nichts verbindet…
…weil keiner mehr fragt, was ein Nagel eigentlich ist.
Ein Nagel ist unbequem.
Ein Nagel tut weh.
Ein Nagel durchdringt.
Ein Nagel bleibt.
Wer will bleiben?
Lieber erscheinen. Eintreten und aufblitzen.
Dann, verschwinden.
Die Köpfe klatschen an die Wand,
es glänzt kurz,
es gibt Applaus –
dann Stille.
Und dann?
Weiterwerfen.
Neuer Kopf.
Nächster Post.
Noch ein Titel. Noch ein Claim.
Hauptsache: Eindruck.
Weil nichts hält.
Weil nichts halten soll.
Denn wer hält, muss tragen.
Wer trägt, muss wissen, was und weshalb.
Und das wäre ja… anstrengend.
Lieber zeigen, was man nicht tut.
Sagen, was man nicht meint.
Rufen, ohne etwas zu bauen.
Und wenn Du mal fragst:
„Wofür ist das eigentlich gedacht?“
– kommt keine Antwort.
Nur: „Scroll doch weiter!“
„Klar, Angelika. Aber weisst du was? Vielleicht ist das Glitzern gar nicht das Problem. Vielleicht fehlt uns nur das Vertrauen, dass auch Glanz ernst sein kann. Dass man leuchten darf, ohne gleich leer zu sein.